Island im Winter

Februar/März 2017
 
   
Wintertage

Lava und Meer

Die Wetterkobolde meinen es gut mit mir. Als ich am frühen Nachmittag den Flughafen Keflavik verlasse, scheint die Sonne, es sind -2°C und die Landschaft ist weiß vom Schnee. So, wie es sich gehört für eine winterliche Radtour.

Ich fahre erstmal nach Süden und dann soll es der Küste entlang nach Osten gehen, irgendwann ein Stück ins Inland und später irgendwie wieder zurück. Die Straßen sind schneefrei, ich rolle gemütlich los. Allerdings passt mir die Gepäckverteilung noch nicht ganz optimal und ich bin zu warm angezogen… Ich bin begeistert von der verschneiten Lavalandschaft, schwarze Steine, weißer Schnee, im Hintergrund das blaue Meer. Ich mache unzählige Fotostops und schaue mir fast alle Infotafeln entlang der Straße zur Geologie und Geschichte an.

Am späteren Nachmittag erreiche ich den Leuchtturm an der Südwestspitze der Reykjanes und beschließe, dort für die Nacht zu bleiben. Ich beobachte die Möven, die die steilen Lavaklippen bewohnen, die Wellen, wie sie an die Felsen donnern und entdecke etwas weiter entfernt im Meer sogar fünf Wale. Kein schlechter Start also. Ein Platz für das Zelt ist zwischen den Lavabrocken schnell gefunden.

Als die Sonne untergegangen ist, gibt es dann auch noch ein Schauspiel an Nordlichtern. Was für ein Glück, dass ich das gleich am ersten Tag erlebe! Die Nordlichter sind richtig intensiv und lang anhaltend, irgendwann verkrieche ich mich dann aber doch in mein Zelt, nur im morgens auch wieder mit Nordlichtern aufzuwachen.

Das weiche Morgenlicht kurz nach Sonnenaufgang mag ich besonders gerne. Jetzt färbt sich der Schnee für einen Moment in zartes Rosa, bevor kurze Zeit später die Landschaft wieder schwarz-weiß aussieht.

Der erste volle Radeltag läuft gut an, auch wenn es etwas dauert, bis ich meinen Rhythmus gefunden habe. Jacke auf, Jacke zu, Handschuhe an/aus, Fotos machen, Mütze/Schal korrigieren, immer wieder gibt es Ausreden, kurz anzuhalten und dementsprechend habe ich das Gefühl, eigentlich gar nicht voranzukommen. Hinzu kommt ein leichter, aber spürbarer Gegenwind. Dennoch schaffe ich bis zum Nachmittag relativ problemlos 65 km und bin zufrieden. Bei der „Strandkirche“ befindet sich ein kostenloser Campingplatz, der auch im Winter offen hat. Ich nutze das luxuriös beheizte Toilettenhäuschen, um die feuchten Klamotten zu trocknen und den Schlafsack aufzuwärmen. Ich bin der einzige Gast des Campingplatzes.

Der nächste Morgen ist deutlich kälter (also so um die -8°C) und ich fühle mich wohler, obwohl es immer noch zu „warm“ ist. Bei einstelligen Minusgraden entsteht irgendwo immer Feuchtigkeit, die trotz atmungsaktiver und feuchtigkeitstransportierender Kleidung sehr schwer wieder loszukriegen ist. Der kalte Gegenwind zwingt mich doch dazu, die Jacke gut geschlossen zu halten. Wenn es deutlich kälter wäre, hätte ich keine Feuchtigkeit sondern trockenen Schnee…

Im Laufe des Tages ändert sich die Landschaft, weniger Lava und weniger Steilküste, dafür schwarze Sanddünen, ein Haff mit Eisschollen und verschneiter schwarzer Strand. Einfach schön. Abends ist es wieder wolkenlos und es sind abermals schöne Nordlichter zu sehen.

   
Wintertage